Leitbild im Bereich „Grenzverletzungen“

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Hintergründe

In den vergangenen Jahren hat die öffentliche Diskussion über Kinderschutz stark zugenommen. Nach den Sexualdelikten in öffentlichen und kirchlichen Einrichtungen, wurden Presse und Öffentlichkeit aufmerksam und reagierten zunächst geschockt, wütend und ohnmächtig; dann wurden schnell die Rufe nach mehr Kontrolle und besseren Präventionsmaßnahmen laut.

Im Zuge dessen haben auch der Landessportbund Hessen e.V. und der DJJV e.V. sich des Themas angenommen, Ehrenkodizes für ihre Mitarbeiter*innen und Trainer*innen entwickelt und Konzepte zur Prävention im Sport ausgearbeitet. Richtig haben diese Organisationen erkannt, dass der Konzeptbedarf im Sport und gerade im Kampfsport sehr hoch ist. Als Kontaktsportart, in der sich die Teilnehmer auch noch schlagen, treten, miteinander rangeln uvm., müssen klare Grenzen gesetzt sein. Nicht nur für den normalen Trainingsablauf muss es verbindliche Regeln geben, um das Verletzungsrisiko zu minimieren, sondern auch für das soziale Miteinander soll auf Verhaltenstandards geachtet werden. Diese Regeln müssen zudem auch immer neu überprüft und ggf. angepasst und verbessert werden.

Verhaltenskodex

Auch der BSC hat sich mit den Kodizes des DJJV e.V. und lsb h e.V. auseinandergesetzt und ist dann in eine intensive Diskussion zum Thema „Grenzverletzungen“ eingetreten. Wir haben dabei festgestellt, dass für uns zu diesem Bereich sowohl schon Diskriminierungen, als auch Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung sowie zudem unadäquate körperliche Gewalt gehören. Daraufhin entwickelten wir im Jahr 2011 einen eigenen, noch umfassenderen Verhaltenskodex, der im Februar 2012 von der Jahreshauptversammlung als verbindlich für alle Mitarbeiter*innen (Trainer*innen, Vorstandsmitglieder, Vereinsfunktionäre*innen, …) verabschiedet wurde.

In diesem Verhaltenskodex übernehmen wir als Mitarbeiter*innen und Verein Verantwortung für das Wohl der uns anvertrauten Trainingsteilnehmer*innen, nicht nur der Kinder, sondern auch der Jugendlichen und Erwachsenen. Wir engagieren uns dabei besonders für den Schutz vor sexuellen Übergriffen, sexueller Gewalt, sowie vor einer sexualisierten Atmosphäre und Diskriminierung. Darüber hinausgehend beziehen wir aktiv Stellung gegen verbale und nonverbale Diskriminierung jeglicher Art, z.B. Sexismus, Rassismus, also Unterdrückungs- und Diskriminierungsformen, die auf einer scheinbaren „Andersartigkeit“ basieren, und insbesondere auch gegen Gewalt, die von diesen ausgeht. Abwertendes Verhalten wird von uns benannt, nicht toleriert und aktiv dagegen interveniert.

Da wir uns der Vielfältigkeit und Komplexität  dieser Diskriminierungsformen bewusst sind, versuchen wir uns stets erneut für ihre verschiedenen Erscheinungsformen zu sensibilisieren.

Die Arbeit der Mitarbeiter*innen mit den Teilnehmer*innen ist von Respekt, Wertschätzung und Vertrauen geprägt. Sie achten die Persönlichkeit und Würde der Teilnehmer*innen. Sie nehmen die individuellen Grenzempfindungen von Teilnehmer*innen ernst und gehen verantwortungsbewusst mit Nähe und Distanz um. Dies bezieht sich insbesondere auf die Intimsphäre und die persönlichen Grenzen der Scham der Teilnehmer*innen. Sie achten überdies darauf, dass auch die Teilnehmer*innen untereinander diese Grenzen respektieren und setzen sie nötigenfalls durch.

Interne Fortbildungen und Kindeswohl- und Verhaltenskodexbeauftragte

Die Information und Fortbildung seiner Mitarbeiter*innen nimmt der BSC sehr ernst. Auf der Jahreshauptversammlung 2013 wurde unsere Kindeswohl- und Verhaltenskodexbeauftragte gewählt, zu deren Aufgaben es gehört, Expertin im Fachgebiet zu sein, hierzu nötigenfalls weitere Fortbildungen zu besuchen, Ansprechpartnerin im Verein für Fragen, Sorgen und Nöte der Mitarbeiter*innen und Mitglieder zu sein und ein Präventionskonzept zu erarbeiten und durchzuführen.
Unsere Kindeswohl- und Verhaltenskodexbeauftragte Nina Sawtschenko, die schon durch ihr Studium der Diplom-Pädagogik und ihre berufliche Tätigkeit hervorragend qualifiziert ist, hat zusätzlich noch das lsb h-Seminar „Kindeswohl im Sport“ besucht und fungiert seither neben ihren sonstigen Aufgaben auch als Multiplikatorin im Verein.

Regelmäßig (ca. alle 2 Jahre, bei Bedarf auch öfter, bisher 2013, 2014, 2016, 2019) werden themenbezogene Bildungsmaßnahmen angeboten. Somit sind alle Mitarbeiter*innen gut informiert und wissen, dass die Vereinsarbeit von der vertrauensvollen
Zusammenarbeit miteinander lebt und dieses Vertrauen nicht zum Schaden von Teilnehmer*innen ausgenutzt werden darf. Sie sind sich zudem bewusst, dass sie in ihrer Rolle als Leitungskraft eine besondere Autoritäts- und
Vertrauensstellung innehaben. Alle Mitarbeiter*innen haben schriftlich versichert, dass sie diese Rolle nicht ausnutzen, insbesondere nicht für sexuelle Kontakte zu den ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen. Sie wissen, dass ein solches  Verhalten strafbar sein kann und verbands- und zivilrechtliche, gegebenenfalls auch strafrechtliche Folgen haben wird.

Überdies haben alle Mitarbeiter*innen bestätigt, dass im Zusammenhang mit einem Delikt gegen die sexuelle Selbstbestimmung oder des sexuellen Missbrauchs weder eine Anklage gegen sie anhängig ist noch eine Verurteilung vorliegt.

Handlungsleitfaden

Im Laufe des Jahres 2014 hat unsere Kindeswohl- und Verhaltenskodexbeauftragte zusammen mit Vertreter*innen des Vorstands, der Trainer*innen und jugendlichen Trainingshelfer*innen einen Ablaufplan entwickelt, der den Trainer*innen einen Handlungsleitfaden für Vorkommisse oder Beobachtungen im Training oder Trainingskontext an die Hand gibt. Dieser umfasst alle möglichen Bereiche von „einfacher“ Diskriminierung bis hin zu Straftatbeständen. Unsere Mitarbeiter*innen sind sich aber auch ihrer Grenzen bewusst. Nicht alles kann (und soll) eine Person alleine lösen. Daher ziehen sie im Konflikt- oder Verdachtsfallprofessionelle, fachliche Unterstützung und Hilfe hinzu und informieren die Verantwortlichen auf der Leitungsebene. Der Schutz der Teilnehmer*innen steht dabei an erster Stelle.

Und im Training?

Die Früchte aus unseren internen Fortbildungen, Diskussionen und Erfahrungsaustäuschen fließen – neben der fachlichen Expertise, die unsere Trainer*innen durch ihre LizenzAusbildungen z.B. beim DJJV und lsb h erworben haben, – in den alltäglichen Trainingsbetrieb ein. Selbstverständlich trägt auch schon unser normales Trainingsprogramm dazu bei, Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Methoden zur Selbstbehauptung und Selbstverteidigung zu vermitteln. Dies ist einer der  großen Vorteile eines Sports, der schon an sich darauf ausgelegt ist, Menschen „stark zu machen“, nicht nur körperlich, sondern auch mental. Bestandteil unserer Trainings sind neben Selbstverteidigungstechniken für den Ernstfall auch viele Kursinhalte aus dem prämierten Programm „Nicht mit mir!“ des DJJV wie z.B. Rollenspiele, Stimmübungen und Übungen zur Körpersprache. Regelmäßig bieten wir spezielle SV-Kurse für Frauen an, nach Bedarf auch andere spezielle Kurse (2014 z.B. für Familien).

Dass unser Trainingraum für alle Beteiligten ein zugleich offener und sicherer Raum ist, dazu sollen unsere Bemühungen im Bereich Kindeswohl und Verhaltenskodex beitragen.  Gerade durch die erhöhte Aufmerksamkeit und Beschäftigung mit dem Thema findet aber auch eine verstärkte Trainings- und Selbstreflexion statt. Eine Suche nach „Fehlern“ und Verbesserungsmöglichkeiten ist ein wesentlicher Bestandteil der Trainer*innentätigkeit geworden und soll es auch weiterhin bleiben.

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